
Wenn man sich in deutschen Getränkemärkten oder Biergärten umsieht, stolpert man schnell über zwei klassische Bierstile: Pils und Export. Beide gelten als helle Lagerbiere deutscher Braukunst, doch geschmacklich und historisch unterscheiden sie sich deutlich. In diesem Beitrag werfen wir einen genauen Blick auf die Charakteristika, Geschichte und den Trinkgenuss dieser beiden Traditionsbiere.
Das Pils – Schlank, Bitter, Frisch
Das deutsche Pils (BJCP 5D) ist ein Paradebeispiel für ein hopfenbetontes, schlankes Bier. Es ist hellgolden bis strohfarben, glanzfein und überzeugt mit einer festen, weißen Schaumkrone.
Aromen & Geschmack:
Das Aroma ist geprägt von floralen, würzigen oder kräuterartigen Hopfennoten, die von einem dezenten, getreidigen Malzprofil begleitet werden. Im Geschmack dominiert die Hopfenbittere klar – typisch sind 22–40 IBU. Dennoch bleibt das Malz präsent, meist mit einem Hauch Honig oder Crackernoten. Der Körper ist leicht, die Rezenz hoch, das Finish trocken und bitter – ein ideales Bier für Liebhaber herber Frische.
Charakteristisch für das Pils:
- Alkoholgehalt: 4,4–5,2 %
- Körper: Leicht, stark vergoren
- Hopfen: Deutlich, elegant, kräuterig
- Mundgefühl: Spritzig, erfrischend
Je nach Region variiert das Pils in Deutschland leicht: Im Norden tendiert es zu mehr Bittere und Trockenheit, während süddeutsche Varianten etwas malzbetonter und weicher erscheinen – aber stets hopfenbetonter als ein Helles.
Das Export – Malzbetont, Rund, Ausgewogen
Das Exportbier (BJCP 5C / 1E), oft auch als „Dortmunder Export“ bekannt, stammt ursprünglich aus dem Ruhrgebiet und war in der Nachkriegszeit eines der beliebtesten Biere Deutschlands. Es ist kräftiger eingebraut als das Pils, was sich sowohl im Alkoholgehalt (4,8–6,0 %) als auch im volleren Körper bemerkbar macht.
Aromen & Geschmack:
Im Export finden wir ein ausgewogenes Verhältnis von Malzsüße und zurückhaltender Hopfenbittere (20–30 IBU). Die Aromatik ist blumig-würzig, mit einem harmonischen Malzkörper, der an Brot oder leichte Süße erinnert. Anders als beim Pils treten Bitterkeit und Trockenheit in den Hintergrund – dafür punktet das Export mit einer weichen, runden Balance und einem leicht süßlichen Finish.
Charakteristisch für das Export:
- Alkoholgehalt: 4,8–6,0 %
- Körper: Mittel, malzbetont
- Hopfen: Mild, florale Würze
- Mundgefühl: Weich, vollmundig, aber dennoch erfrischend
Wichtig: „Export“ bezeichnet im deutschen Brauwesen primär die Stammwürzeklasse (höher als beim Hellen), nicht zwangsläufig die Region Dortmund. Auch Brauereien außerhalb des Ruhrgebiets können Exportbiere brauen.
Der direkte Vergleich: Pils vs. Export
Merkmal | Pils | Export |
---|---|---|
Farbe | Stroh bis hellgold | Hell- bis tiefgolden |
Alkoholgehalt | 4,4–5,2 % | 4,8–6,0 % |
Bitterkeit (IBU) | 22–40 | 20–30 |
Malzcharakter | Dezent, trocken, knackig | Deutlich, weich, leicht süßlich |
Hopfenaroma | Blumig, würzig, kräuterig | Zurückhaltend, balanciert |
Körper | Schlank, trocken | Voller, malzbetonter |
Trinkgefühl | Spritzig, bitter | Weich, rund |
Stiltyp | Norddeutsch geprägt | Ursprünglich Dortmunder Stil |
Fazit: Zwei Biere, zwei Charaktere
Das Pils steht für Geradlinigkeit, Frische und Hopfenbiss – ein Bier für Liebhaber herber Eleganz. Das Export hingegen überzeugt durch Balance, Süffigkeit und eine dezente Malzsüße – ideal für Genießer, die ein rundes, volleres Bier bevorzugen.
Beide Stile sind Zeugnisse deutscher Braukunst und lohnen sich – je nach Geschmack – als feste Größen im heimischen Bierkeller oder als spannendes Tasting-Duo für Verkostungen.
Tipp vom Biersommelier:
Probiert doch mal ein Tasting mit je einem Export und einem Pils aus der gleichen Region. Zum Beispiel: Dortmunder Union Export vs. König Pilsener – und lasst euch überraschen, wie unterschiedlich zwei helle Lagerbiere schmecken können!