In den letzten Jahren hat sich ein neuer Stern am Bierhimmel erhoben: helles Bier. Dieses traditionsreiche Getränk erlebt derzeit eine Renaissance und wird immer beliebter, sowohl bei alten Bierliebhabern als auch bei einer jüngeren Generation von Genießern. Aber was macht helles Bier so besonders und warum wird es immer populärer?
Geschichte des Hellen Bieres
Die Geschichte des Hellen Bieres ist eng mit der bayerischen Brautradition verbunden und spiegelt die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung dieser Region wider. Im 19. Jahrhundert dominierte untergäriges Gerstenbier in Bayern, doch die Vielfalt der Farben war auffällig. Eine Untersuchung aus dem Jahr 1829 ergab, dass Münchener Brauereien Biere in verschiedenen Farbnuancen herstellten, von weingelb über hellbraun bis hin zu dunkelbraun. Doch in den 1850er und 1860er Jahren wurden dunklere Biere immer beliebter, und bald galt dunkelbraunes Bier als typisch münchnerisch.
Um sich gegen aufstrebende Pilsener Brauereien aus dem Norden zu behaupten, führte die Münchener Brauerei Spatenbräu 1894 ein helles Bier für den norddeutschen Markt ein. Die Einführung dieses Bieres am 20. Juni 1895 löste einen regelrechten Hype aus und markierte den Geburtstag des Hellen, wie wir es heute kennen. Obwohl das Helle anfangs kontrovers diskutiert wurde, folgten die anderen Münchener Brauereien bald mit eigenen Hellbieren. Dennoch blieb Dunkles bis in die 1940er Jahre das meistgetrunkene Bier in München, möglicherweise aufgrund staatlich festgesetzter Preise.
Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich das Helle allmählich als die beliebteste Biersorte in München und weit darüber hinaus. Im Jahr 2021 verzeichnete Helles einen bemerkenswerten Anstieg im Handel, was seine wachsende Beliebtheit unterstreicht. Die Geschichte des Hellen ist somit nicht nur ein faszinierender Blick in die Brautradition Bayerns, sondern auch ein Spiegelbild des sich wandelnden Geschmacks und der Präferenzen der Bierliebhaber im Laufe der Zeit.
Ein Geschmack des Zeitgeistes
Das Helle Bier trifft den Nerv der Zeit. Während das Pils früher die erste Wahl vieler Biertrinker war, hat sich der Geschmack vieler Konsumenten gewandelt. Heute bevorzugen viele ein Bier, das milder und ausgewogener ist – genau das bietet das Helle. Besonders jüngere Bierliebhaber greifen zunehmend zu dieser Biersorte, da sie den intensiven Hopfengeschmack eines Pils nicht mehr so sehr schätzen.
Was macht ein gutes Helles aus?
Ein gutes Helles zeichnet sich durch eine Reihe von Merkmalen aus, die es von anderen Biersorten abheben. Die Farbe variiert je nach Hersteller zwischen 5 und 12 EBC und ergibt sich durch die niedrigen Darrtemperaturen der verwendeten Braumalze. Es werden ausschließlich Malze aus Braugerste verwendet, hauptsächlich Pilsner Malz, mit möglichen geringen Beimengungen anderer Malze. Im Vergleich zum ähnlichen Pilsner Bier unterscheidet sich Helles durch eine schwächere Hopfung, was zu einer geringen Bitterkeit von 16 bis 22 IBU führt. Die Stammwürze liegt üblicherweise zwischen 11,3 und 12,8 °P, bei einem Alkoholgehalt von 4,7 bis 5,4 Volumenprozent. Dies macht es von der Biersorte Export nicht klar abgrenzbar.
Viele Brauereien im Süden des deutschsprachigen Raumes brauen neben einem Hellen auch ein etwas stärker eingebrautes helles Bier, das oft als „Export“, „Spezial“, „Märzen“ oder „Festbier“ bezeichnet wird. Die Bezeichnung „Helles“ weist somit auf einen vergleichsweise geringeren Alkoholgehalt hin. Vor der Abfüllung wird es gefiltert, weshalb es als sogenanntes „blankes Bier“ gilt. Wenn es nicht gefiltert wird und trüb abgefüllt wird, wird es auch als Keller- oder Zwickelbier bezeichnet.
Mit einem Alkoholgehalt von etwa 5 % hat ein Helles einen Brennwert von ca. 167 – 175 kJ/100 g (40 – 42 kcal/100 g), und die empfohlene Trinktemperatur liegt bei 7 bis 9 °C.
Der BJCP (Beer Judge Certification Program) definiert ein Münchner Helles zusammenfassend wie folgt: Ein sauberes, malziges, goldfarbenes deutsches Lager mit einem weichen, körnig-süßen Malzgeschmack und einem sanften, trockenen Finish. Dezente würzige, blumige oder kräuterige Hopfenaromen und eine zurückhaltende Bitterkeit tragen dazu bei, die Balance zwischen malzig und nicht zu süß zu halten, was dieses Bier zu einem erfrischenden, alltagstauglichen Getränk macht.
Ein gutes Helles besticht vor allem durch seine Trinkbarkeit. Die milde und vollmundige Natur des Bieres macht es äußerst angenehm zu trinken und lädt dazu ein, gerne auch mal eins mehr zu genießen.
Das Helle und seine Verwandten: Vielfalt in der Braukunst
Das Helle Bier hat einige enge Verwandte, die nach ähnlichen Methoden gebraut werden. Dazu gehören Lagerbiere, Exportbiere und Zwickel- oder Kellerbiere. Während das Export stärker eingebraut ist und einen etwas höheren Alkoholgehalt aufweist, zeichnet sich das Zwickelbier durch seine Trübung und einen vollmundigeren Geschmack aus. Gemeinsam ist all diesen Bieren ihre untergärige Brauart und die Liebe zum Detail, die in jedem Schluck zu spüren ist.
Fazit
Helles Bier ist auf dem besten Weg, eine der beliebtesten Biersorten in Deutschland zu werden. Mit seinem milden Geschmack, seiner Trinkbarkeit und seiner tiefen Verwurzelung in der bayerischen Kultur bietet es das perfekte Getränk für jeden Anlass. Ob beim gemütlichen Beisammensein im Biergarten, zum Anstoßen mit Freunden oder einfach als Genussmoment für sich selbst – Helles Bier ist immer eine gute Wahl. Probieren Sie es aus und lassen Sie sich von seiner erfrischenden Leichtigkeit verzaubern!